Therapie mit naturidentischen Hormonen nach Dr. Volker Rimkus

 

Einführung

Hormone sind neben dem Nervensystem und der Kommunikation über Licht ein wichtiger Teil des Kommunikationssystems des menschlichen Körpers bzw. unserer Zellen.

Hormone werden in speziellen Organen, den Hormondrüsen gebildet, die bekanntesten sind die Schilddrüse, die Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden) und die Nebenniere. Mit Hormonen werden viele Stoffwechselvorgänge reguliert, die Regulation erfolgt über Rückkopplungsschleifen ähnlich wie bei einem Thermostat. Dabei sind die steuernden Hormongewebe im Gehirn, der Hypothalamus und die Hypophyse, von entscheidender Bedeutung.

Die Hormonproduktion lässt im unterschiedlichen Umfange mit zunehmendem Alter nach. Dies gilt vor allem für die Sexualhormone Progesteron, Testosteron und Östradiol. Aber auch die Produktion der Hormone der Nebennierenrinde, v.a. Cortisol – wichtig für Energiehaushalt und Immunsystem, – und Aldosteron – zuständig für die Regulation des Wasser – und Natriumhaushaltes, sowie DHEA (Dehydroepiandrosteron) – lässt nach. Dies kann sich als „adrenal fatigue“ äußern, etwa in Form eines allgemeinen Erschöpfungssyndroms.

Den größten Rückgang bei allen Menschen – Männern ebenso wie Frauen- verzeichnen die obengenannten Sexualhormone und DHEA. Der Rückgang beginnt allmählich schon ab 35 Jahren, wobei zunächst vor allem das Progesteron betroffen ist. Ab 45 Jahren lässt auch die Bildung von Testosteron und Östradiol merklich nach, diesen Vorgang nennt man dann die Wechseljahre. Je abrupter der Hormonabfall geschieht, desto stärker fallen die sogenannten Wechseljahrsbeschwerden aus. Als typische Beschwerden sind allgemein bekannt Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen und allgemeiner Energiemangel. Darüber hinaus können auch Kopf-und Rückenschmerzen, das Nachlassen von Gedächtnis und Libido, Wassereinlagerungen und Gewichtszunahme, sowie spürbares Schwinden der körperlichen, seelischen und geistigen Leistungsfähigkeit auftreten. Auch ist es ein häufiges Phänomen, daß bei Frauen mit dem Versiegen der Periodenblutung chronische Krankheiten ihren Anfang nehmen. Im Übrigen ähneln die Wechseljahrsbeschwerden des Mannes sehr denen der Frau. Nur gestaltet sich der Hormonabfall in aller Regel langsamer und über einen größeren Zeitraum als bei der Frau, was dazu führt, dass Männer dieses Phänomen oft nicht wahrnehmen (wollen).

Es stellt sich natürlich die Frage, ob eine Therapie mit naturidentischen Hormonen überhaupt sinnvoll ist und es sich beim Abfall der Hormonproduktion nicht um einen natürlichen Alterungsprozess handelt. Biologisch gesehen bestehen hohe Hormonspiegel in der Lebensphase, in der eine Fortpflanzung vorgesehen und sinnhaft ist, nämlich zwischen ca. 18 Jahren und 35 – 40 Jahren. Danach fallen bei beiden Geschlechtern die Hormonspiegel ab, was die Fruchtbarkeit dadurch allmählich verringert, dass Frauen zunehmend Zyklen ohne Eisprung bekommen und bei Männern die Spermienanzahl und -qualität nachläßt.

Wir Menschen haben uns in vielen Bereichen aufgrund der Entwicklung der Technologie, der Hygiene, der Ernährung und Vielem mehr jedoch schon deutlich von unserer früheren „natürlichen“ Lebensweise entfernt. Hier stellt sich die Frage, ob wir uns weiterhin von biologischen Gegebenheiten bestimmen lassen sollten oder die Lebensqualität bei der deutlich gestiegenen Lebenserwartung verbessern dürfen, indem wir die Beschwerden des Hormonmangels (s.o.) durch Gabe von naturidentischen Hormonen lindern oder beseitigen.

Diese Frage muß letztlich jeder für sich selbst entscheiden.

 

Die Hormone

Biochemisch ist Cholesterin der Ausgangsstoff für alle sogenannten Steroidhormone (Progesteron, Cortisol, Aldosteron, DHEA, Testosteron und Östradiol). Schon aus diesem Grunde ist eine medikamentöse Senkung des Cholesterinspiegels unsinnig (darüber hinaus aus vielen anderen Gründen, ich verweise auf das Buch von Prof. W. Hartenbach: Die Cholesterinlüge).

Progesteron ist das Mutterhormon aller obengenannten Sexualhormone. Es wird oft übersehen, dass auch bei Männern in der Nebennierenrinde sowohl Progesteron als auch Östradiol nicht nur gebildet werden, sondern dass beide Hormone  wichtige Funktionen erfüllen. Dasselbe gilt für das Testosteron bei der Frau.

Im Folgenden seien die wichtigsten Wirkungen der einzelnen Hormone  im menschlichen Organismus aufgeführt.

Östradiol ist wichtig als Fortpflanzungshormon (Libido und Potenz), es erhält die kognitiven Hirnfunktionen, ist wichtig für die Erhaltung der Funktion der Blutgefäßinnenwände (Vorbeugung von Arteriosklerose und Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall) und es erhält den Knochen über die Stimulierung der Kollagensynthese. Es schützt vor Haarausfall (vor allem bei Männern), fördert zusammen mit Progesteron DHEA und Vitamin D das Immunsystem in seiner Funktion (Reduktion des Krebsrisikos und von Infektanfälligkeit) und wirkt zudem als Antioxidans.

Progesteron wird bei der Frau vor allem im sogenannten Gelbkörper gebildet, welcher sich nach einem Eisprung im Eierstock bildet. Es dient zunächst bei eingetretener Schwangerschaft der Sicherung  und Erhaltung derselben. Der Progesteronspiegel ist – ebenso wie der Östradiolspiegel – während der Schwangerschaft um ein Vielfaches höher als außerhalb der Schwangerschaft. Darüber hinaus hat Progesteron antidepressive Eigenschaften, lindert Schlafstörungen, wirkt schmerzlindernd und fördert den programmierten Zelltod von nicht mehr funktionsfähigen Zellen (z.B. Krebszellen). Es stimuliert die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten), schützt die Umhüllungen der Nervenzellen und fördert die Wasserausscheidung. Es wirkt der Trockenheit von Haut und Schleimhäuten entgegen (trockene Haut, trockene Scheide, trockene Augen).

Testosteron ist wichtig für Libido, Erektion, Spermienproduktion und Muskelaufbau. Es wirkt ebenfalls antidepressiv und verbessert das Gedächtnis.

Viel zu wenig bekannt sind die segensreichen Auswirkungen von Progesteron und Östradiol beim Manne. Neben den oben beschriebenen Wirkungen auf Stoffwechsel, Stimmung, Schlaf und Knochen ist Östradiol ein entscheidender Faktor bei der Spermienreifung.

DHEA dient zum einen zur Bikdung von Testosteron und Östradiol, zum anderen hat es eigene Wirkung v.a. auf das Gehirn, das Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit; es verbessert zudem die Streßresistenz. DHEA unterstützt als ausgleichender Gegenspieler des Cortisols die Funktion des Immunsystems.

 

Unterschiede zu chemischen Hormonimitaten

Wie unterscheidet sich nun die Behandlung mit naturidentischen Hormonen nach Dr. Rimkus von der üblichen, von den Frauenärzten verordneten, Hormonersatztherapie mit chemischen Hormonimitaten?

Natürliches Progesteron wird über den Magen-Darm-Trakt wenig aufgenommen, natürliches Östradiol hat eine relativ kurze Halbwertszeit im Organismus von 30 bis 45 Minuten, was bei beiden Hormonen die Verwendung als orale Substitution früher deutlich einschränkt. Darum hat sich die  Pharmaindustrie bemüht, durch Veränderungen der Orginalmoleküle Eigenschaften zu erzeugen, die eine orale Einnahme möglich machen. Dadurch wurde sowohl die Aufnahme verbessert, als auch die Wirkdauer verlängert. Allerdings können die Hormonimitate, wie sie etwa in der Pille oder der Hormonspirale zu finden sind, nicht identisch wirken wie die von unserem Körper produzierten Orgininalhormone. Hormone wirken nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip, indem sie genau passend an den für sie spezifischen Rezeptor an den Zellen andocken. Jede Veränderung des Orginialmoleküls führt zu einer veränderten Wirkung, was sich bei den Hormonimitaten letztlich langfristig als Hormonblockade äußert. Auch deshalb messen die Frauenärzte ungern die Hormonspiegel, da diese durch die chemischen Hormonimitate nicht ansteigen, sondern eher weiter abfallen. Die nachteiligen Wirkungen der pharmazeutischen Produkte, Nebenwirkungen genannt, kann jeder im Beipackzettel nachlesen.

Somit ist der wesentliche Unterschied zwischen der Hormonersatztherapie mit pharmazeutischen Präparaten und den naturidentischen Hormonen das Fehlen eines Beipackzettels bei Letzteren. Auch ist der Einsatz naturidentischer Hormone im eigentlichen Sinne keine Behandlung, sondern ein Ersatz und Ausgleich eines bestehenden Hormonmangels. Deshalb kann und darf es bei kunstgerechter Anwendung dieser Methode keine Nebenwirkungen geben.

Leider gelten diese Aspekte ebenso für Substanzen, die aus Pflanzen exrahiert werden wie etwa Rotklee, Soja, Yamswurzel (Dioscorea villosa), Mönchspfeffer (Agnus castus) u.a. Wenngleich diese Substanzen weniger Nebenwirkungen als die pharmazeutischen Hormonimitate aufweisen, bewirken sie langfristig ebenfalls eine Hormonblockade.

Biochemisch sind die naturidentischen Hormone völlig identisch mit den von unserem Organismus hergestellten Hormonen, so dass sie auch genau gleich wie diese ihre Wirkung im Körper entfalten.

 

Herkunft der naturidentischen Hormone

Die naturidentischen Hormone werden aus der Yamswurzel hergestellt. Zunächst wird aus der Wurzel Diosgenin extrahiert, welches danach im Labor in wenigen Schritten in Progesteron umgewandelt wird;  aus diesem wird schließlich Östradiol hergestellt.

Die Hormone werden in Kapselform von speziellen Apotheken individuell entsprechend der Verordnung hergestellt und müssen von einem Arzt rezeptiert werden.

 

Die „Rimkus – Methode"

Schon vor über 30 Jahren entwickelte der Frauenarzt Dr. Volker Rimkus zunächst bei Frauen mit Wechseljahrsbeschwerden die Behandlung mit naturidentischen Hormonen, da er äußerst unzufrieden war mit den Ergebnissen der Therapie mit chemischen Hormonimitaten .Später weitete er das Anwendungsspektrum aus auf andere Hormonmangelzustände von Frauen und schließlich der Männer. Er hat Tausende von Frauen und Männern mit großem Erfolg behandelt.

 

Vitamin D

Inzwischen wird von Dr. Volker Rimkus zusätzlich die Gabe von Vitamin D und bestimmten Spurenelementen propagiert, wobei diese Stoffe in die Hormonkapseln mit eingefüllt werden. Ich empfehle eine separate Einnahme von Vitamin D in höheren Dosierungen, am besten zusammen mit Vitamin K2.  Diese lassen sich rein räumlich nicht mehr in den Hormonkapseln unterbringen. Ebenso rate ich individuell zu einer Bestimmung bestimmter Mineralstoffe und Spurenelemente, wenn sich Hinweise auf einen Mangel ergeben, mit anschließender gezielter und individueller Supplementierung.

 

Diagnostik

Um einen Hormonmangel auszugleichen ist natürlich zunächst die Feststellung desselben nötig. Dies geschieht über eine Messung der Hormonspiegel um Blut. Nur dort kann der wirksame und aussagekräftige Gesamthormonspiegel gemessen werden, die verbreiteten Hormonmessungen im Speichel sind dazu nicht geeignet! Ebenso wichtig ist eine genaue Erhebung der vorhandenen Beschwerden mittels Befragung und Fragebogen.

Da manche der Beschwerden im Rahmen eines Mangels an Progesteron und/oder Östradiol sowei DHEA recht unspezifisch sind, wie z.B. Leistungseinbußen, Stimmungsschwankungen, Depression oder Schlafstörungen, ist oft eine umfassendere Abklärung sinnvoll, um andere Störungen auszuschließen, die zum Teil auch mit einem Hormonmangel zusammenhängen oder gemeinsam auftreten können. Dies gilt vor Allem für Schilddrüsenfunktionsstörungen, Anämie und Erschöpfung der Nebennierenrinde, sowie dem weit verbreiteten Vitamin- D-Mangel.

 

Indikationen zur Gabe von naturidentischen Hormonen

Welche Krankheiten und Störungen sind nun für die Behandlung mit naturidentischen Hormonen geeignet?

Im Folgenden eine kurze, nicht vollständige und abschließende Auflistung.

            Typische Wechseljahrsbeschwerden bei noch bestehender Blutung

            Hormonmangelzustände nach den Wechseljahren

            Prämenstruelles Syndrom

            Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung) nach Pilleneinnahme

            Hormonmangel nach Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken

            Körperliches und geistiges Leistungsdefizit (hier ist eine                                 umfassende Abklärung nötig)

            Wechseljahrsbeschwerden bei Männern (Andropause)

            Hormonmangel in hohem Alter

            Hormonmangel bei bestehender Endometriose

            Hormonmangel bei chronischen Erkrankungen mit Beginn in den                        Wechseljahren

 

Kontraindikationen zur Gabe von naturidentischen Hormonen

Eine absolute Gegenanzeige (= Kontraindikation) zur Einnahme naturidentischer Hormone ist die gleichzeitige Einnahme von chemischen Hormonimitaten (Pille, Hormonspirale, Hormonring etc.). Es macht überhaupt keinen Sinn, diese zusammen zu verabreichen, da dadurch ein hormonelles Chaos entstehen könnte. Allerdings kann und sollte nach Absetzen der chemischen Hormonimitate sofort mit der Einnahme von naturidentischen Hormonen begonnen werden, da dieses Vorgehen hormonelle Entzugserscheinungen reduziert oder minimiert.

Eine schwierige Frage stellt eine bestehende oder durchgemachte Krebserkrankung dar, vor allem bei sogenannten Östrogerezeptor positiven Brustkrebstumoren. Einige sehr große Studien belegen eindeutig ein erhöhtes Krebsrisiko speziell für solche Tumore, allerdings sind all diese Studien mit chemischen Hormonimitaten durchgeführt worden, es gibt überhaupt nur ganz wenige Studien mit naturidentischen Hormonen, diese ergeben Hinweise auf eine verringerte Krebshäufigkeit.

Somit besteht offiziell eine Kontraindikation zur Therapie mit Sexualhormonen bei diesen Erkrankungen, so dass eine Entscheidung für eine Therapie mit naturidentischen Hormonen immer im Rahmen eines individuellen Therapieansatzes mit ausführlicher Abwägung und Aufklärung zu erfolgen hat.

Bei dieser Abwägung sollte in jedem Fall berücksichtigt werden, dass die Lebensphasen mit den höchsten Spiegeln an Progesteron und Östradiol, nämlich die Zeit zwischen 18 und 30 Jahren, sowie vor allem die Schwangerschaft, zugleich die Lebensphasen sind, in denen Krebsfälle eine Ausnahme darstellen.

Eine bestehende Schwangerschaft bedarf keiner hormonellen Substitution.

Auch die Behandlung mit Psychopharmaka stellt eine relative Gegenanzeige zur Gabe von naturidentischen Hormonen dar, da beide Substanzgruppen über dasselbe Enzymsystem abgebaut werden.

 

Die Therapie

Da es sich um eine individualisierte Methode handelt, wird die Gabe von naturidentischen Hormonen entsprechend den Ergebnisse der Blutspiegelmessung und der Erhebung der Beschwerden auf jeden Einzelnen abgestimmt.

Da sich vor allem bei länger dauerndem Hormonmangelzustand der Organismus auf diesen Mangel eingestellt hat, hat es sich als sinnvoll erwiesen, die naturidentischen Hormone einschleichend zu dosieren, um dem Organismus die Möglichkeit zu geben, die im Mangel heruntergefahrenen Stoffwechsel- und Zellvorgänge langsam wieder hochzuregulieren.

Je nach Gesamtbefund erfolgt entweder eine Gabe eines einzelnen Hormons  (meist Progesteron, seltener Östradiol, ggf DHEA) oder eine kombinierte Gabe.

Deshalb ist anfangs – in jedem Fall ein Jahr lang, gegebenenfalls auch länger – eine regelmäßige Messung der Hormonspiegel und eine Erhebung der Beschwerden ca. alle drei Monate vonnöten. Hierunter wird bei Bedarf die Dosis der naturidentischen Hormone angepasst. Mit diesem Vorgehen kann die einzige unangenehme Begleiterscheinung, die Überdosierung, weitgehend vermieden werden.

Bei der Messung der Hormonspiegel gilt es Einiges zu beachten. Bei Frauen, die noch regelmäßig ihre Periodenblutung haben, wird die Blutabnahme am 21. Tag des Zyklus abgenommen, mit einer Toleranz von +/- 2 Tagen. Bei Frauen ohne Periodenblutung sowie bei Männern kann die Bestimmung jederzeit erfolgen. DHEA sollte morgens bestimmt werden.

Bei allen Kontrollmessungen wird die Blutentnahme 2 Stunden nach der Einnahme der morgendlichen Hormonkapsel durchgeführt, ggf. wird die Einnahme etwas verschoben.

Aufgrund der großen Nachfrage kann ich derzeit anfragende Patienten nur auf die Warteliste setzen!